Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) stellen im Brandfall und bei technischen Hilfeleistungen spezifische Herausforderungen für Feuerwehr und Rettungskräfte dar. Die hohe elektrische Spannung, die potenziellen herabfallenden Teile und die speziellen Gefahren durch Lichtbögen erfordern gezielte und durchdachte Einsatzstrategien. In diesem Artikel werden die wesentlichen Aspekte der Einsatztaktik bei PV-Anlagen beleuchtet, um eine sichere und effektive Brandbekämpfung sowie technische Hilfeleistung zu gewährleisten.
Gefahren bei Bränden von Photovoltaikanlagen
PV-Anlagen sind in der Regel nicht nach Baustoffklassen definiert, was eine pauschale Aussage über das Brandverhalten erschwert. Bei Bränden können Komponenten wie Verbundglas durch Erhitzen oder Kontakt mit Löschwasser bersten und herabfallen. Bei einem Brand von darunter liegenden Dachkonstruktionen sind PV-Anlagen häufig beschädigt und fallen in der Regel nach innen. Herabfallende Teile stellen eine signifikante Gefahrenquelle dar, vergleichbar mit anderen Gebäudebränden.
PV-Anlagen arbeiten mit hohen Spannungen. Wechselstromsysteme (AC) haben ab 50 Volt eine elektrische Gefährdung, während Gleichstromsysteme (DC) bereits ab 120 Volt eine Gefahr darstellen. Selbst bei geringem Lichteinfall produzieren Solarmodule elektrische Spannung, wobei die übliche Berührungsspannung von bis zu 1.000 Volt DC weit überschritten wird. Die Schaltung und Isolierung der Anlagen ist oft unvollständig, was eine potenzielle Gefahr darstellt. Unsachgemäßes Trennen von Leitungen kann Lichtbögen erzeugen, die zu Verbrennungen und Sekundärunfällen führen können.
Bei Bränden von PV-Anlagen werden toxische Verbrennungsprodukte freigesetzt, die überwiegend aus ähnlichen Stoffen wie bei Gebäudebränden bestehen. Materialien wie Glas, Silizium, Metalle, Schwermetalle und Kunststoffe in PV-Modulen können schädliche Dämpfe erzeugen. Der Einsatz von umluftunabhängigem Atemschutz ist daher erforderlich.
Schutzmaßnahmen
Um den Gefahren durch herabfallende Teile zu begegnen, sollte der Bereich unter der PV-Anlage gemieden und abgesperrt werden, um Trümmerschatten zu vermeiden. Bei Innenangriffen und Nachlöscharbeiten ist auf eine erhöhte Dachlast zu achten.
Bei elektrischen Gefahren ist es wichtig, mindestens einen Meter Abstand zu spannungsführenden Teilen einzuhalten. Nur geprüfte Strahlrohre sollten verwendet und das Risiko von Lichtbögen durch Elektrofachkräfte überwacht werden. Die Regeln für den Einsatz von Löschmitteln gemäß DIN VDE 0132 sind zu beachten, insbesondere die Sicherheitsabstände zu spannungsführenden Teilen. Der Schaumeinsatz ist nur in spannungsfreien Anlagen zulässig.
Zum Schutz vor Atemgiften ist der Einsatz von umluftunabhängigem Atemschutz erforderlich, und Lüftungsanlagen sollten abgeschaltet werden. Personen aus den betroffenen Bereichen sollten gerettet werden.
Einsatzvorbereitung
Vor einem Einsatz sollten die vorhandenen PV-Anlagen und deren Lage im Objekt erfasst werden. Feuerwehrpläne sind gegebenenfalls zu überarbeiten, einschließlich der Art und Lage von Freischalteinrichtungen. Es ist ratsam, Anlagenbesichtigungen für Einsatzkräfte anzubieten, um diese über die Technik und den Aufbau von PV-Anlagen zu schulen. Die eigene Ausrüstung sollte auf ihre Eignung für elektrische Anlagen überprüft werden, einschließlich Spannungsprüfer und isolierte Werkzeuge.
Notfallrufnummern für lokale PV-Anlagen-Installateure sollten bereitgestellt werden, um im Bedarfsfall schnelle Unterstützung zu ermöglichen.
Für PV-Anlagenbetreiber ist es wichtig, einen Übersichtsplan der Photovoltaik-Anlage zu erstellen, der die Lage spannungsführender Teile dokumentiert. Dieser Plan sollte in der Hausverteilung oder am PV-Einspeisepunkt aufbewahrt werden. Außerdem sollten deutlich sichtbare Hinweisschilder am Hausanschlusskasten und in der Hauptverteilung angebracht werden. PV-Anlagen müssen gemäß den baurechtlichen Bestimmungen geplant und installiert werden, um den vorbeugenden Brand- und Gefahrenschutz zu gewährleisten.
Einsatzdurchführung
Beim Einsatz sollte zunächst ein Überblick über die PV-Anlage verschafft werden, um das Ausmaß des Schadens zu beurteilen und die Lage der Komponenten wie Wechselrichter und DC-Freischalter zu bestimmen. Die beschädigten oder potenziell beschädigten Bauteile sind zu klären, und Sicherheitsmaßnahmen wie Absperren und Information der Einsatzkräfte sind zu treffen.
Die Wechselstromseite sollte durch Ausschalten und Sichern der AC-Sicherungen vom Versorgungsnetz getrennt werden. Wenn DC-Freischalter vorhanden und zugänglich sind, sollten diese ebenfalls ausgeschaltet und gesichert werden. Bei Lichteinfall ist zu beachten, dass Kabel und Bauteile der PV-Anlage bis zum DC-Freischalter weiterhin Spannung führen können. Falls DC-Freischalter nicht vorhanden oder nicht zugänglich sind, kann es notwendig sein, Maßnahmen zur Sicherstellung der Spannungsfreiheit zu treffen.
Für den Einsatz von Löschmitteln gelten die Regeln zur Einhaltung von Abständen zu spannungsführenden Teilen und zur Vermeidung von Schäden durch Lichtbögen. Der Schaumeinsatz ist nur in spannungsfreien Anlagen zulässig.
Schaltvorgänge und Spannungsfreiheit
Ein PV-System sollte abgeschaltet werden, wenn zu vermuten ist, dass durch Löschwasser oder Brand andere Einwirkungen die Isolation beschädigt wurden oder beschädigt werden könnten. Die Abschaltung sollte von Elektrofachkräften durchgeführt werden, die alle Schaltvorgänge vornehmen. In der Regel sollte die Wechselstromseite (Hauptschalter, LS-Schalter, Sicherungen) und die Gleichstromseite (DC-Freischalter) abgeschaltet und gegen Wiedereinschalten gesichert werden. Die Spannungsfreiheit muss von Elektrofachkräften bestätigt werden, da Teile der Anlage weiterhin Spannung führen können.
PV-Anlagen, die seit 2006 errichtet wurden, sind in der Regel mit einem DC-Freischalter ausgestattet. Auch wenn dieser Freischalter betätigt ist, können Teile der Anlage weiterhin Spannung führen. Eine vollständige Freischaltung sollte immer durch geschultes Personal erfolgen.